Vielen Dank für die Einladung. Es hat mich sehr gefreut, weil ich glaube, dass die Pneumologie
schon eine sehr spezielle Situation darstellt, weil eben sowohl onkologische als auch nicht
onkologische Krankheitsbilder gleichermaßen in der Interaktion mit der Palliativmedizin
betrachtet werden müssen. Ich glaube, die Frage, was die Palliativmedizin der Pneumologie bieten
kann, die kann man besonders dann gut beantworten, wenn man auch mal ohne Palliativmedizin gelebt
hat. Ich meine das jetzt nicht aus Patientensicht, sondern natürlich aus Behandlersicht. Ich
habe die Leitung des Schwerpunkts 2007 übernommen, habe also ein Jahr ohne Thoraxkirch und drei
Jahre ohne Palliativmedizin hier gelebt und man hat schon gemerkt, nicht in dem Sinne,
dass man jetzt einfach nur Arbeit abgeben kann. Natürlich ist die Palliativmedizin vor allem im
stationären Sektor eine wahnsinnige Erleichterung und die Mitarbeiterin, die heute da ist, das ist
einer der wirklich gern gesehenen Gäste bei uns auf Station, wobei Gast ist ja schon gar nicht mehr
der richtige Begriff. Ihr kommt ja von selber inzwischen, also wir müssen euch gar nicht mehr
einladen. Aber das ist wirklich eine wahnsinnige Errungenschaft, muss ich sagen, weil wir finde
ich auch mit einer viel größeren Freiheit agieren können. Was ist denn das Besondere an der
Pneumologie und was ist denn Pneumologie? Pneumologie ist glaube ich eins der Fachgebiete, die auch ganz
häufig falsch genannt wird. Also ich werde auch häufig gefragt, ob ich mal ein pulmologisches
Konzil machen kann. Dann sage ich immer nein, kann ich nicht, weil ich Pneumologe bin. Kommt dann
immer ja und was ist denn da der Unterschied? Und den will ich Ihnen erklären, weil ich habe ein
anderes Verständnis als vielleicht die deutsche Übersetzung von Pneumologie, denn der Lungenarzt,
also der Lungenfacharzt, ich habe da ein gewisses anderes Verständnis, denn Pneumon im Griechischen
heißt bei weitem nicht Lunge. Lunge ist nur eine quasi eine Adaptation, sondern es ist der Geist,
der Hauch, der Atem. Also ich glaube die bessere Adaptation wäre ja die Luft. Also auf gut Deutsch,
wir sind Luftärzte. Wir sind nicht Lungenärzte, wir sind Luftärzte. Und das ist aber so wie es ist
und in der Vorbereitung habe ich übrigens am Rande bemerkt noch was ganz interessantes gelernt. Ich
habe nämlich gelernt, es gibt auch noch die Pneumatologie. Ein pneumatologisches Konzil
wurde bei mir noch nie angefordert, ist aber ganz nett oder bin ich froh drum, weil das könnte ich
erst recht nicht erbringen, weil ich habe dann gelernt, die Pneumatologie ist innerhalb der
Dogmatik der christlichen Theologie die Lehre vom und die Reflektion über den Heiligen Geist,
wegen dem griechischen Wort Geist. Also Pneumatologie kann ich Ihnen heute Abend wenig anbieten,
muss ich ganz klar sagen. Da müsste ich mich erst mal eindenken, ein bisschen Internetrecherche
machen, dann geht das schon. Ja, aber nochmal, ich glaube das Wichtige ist schon, dass man sich im
Klaren drüber ist, dass die Pneumatologie vor allem sich um die Luft bemüht und nicht um die
Lunge. Also auf gut Deutsch, eigentlich ist mir die Lunge egal, ich sorge dafür, dass der Patient
Luft bekommt und die Patienten kommen zu mir nicht, weil die Lunge wehtut. Eine Lunge kann
eigentlich nicht wehtun, wenn es wehtut ist es das Rippenfell und nicht die Lunge. Die Patienten
kommen zu mir, weil sie zum Beispiel Luftnot haben, aber eben auch Husten, aber eben dominant die
Luftnot. Das ist mir ganz wichtig, denn wenn ich Pulmologe wäre, würde ich nur die Lunge behandeln.
Darum muss ich dann immer sagen, dem Neurologen am Telefon, es tut mir leid, ich kann nur
pneumologische Konzile machen. Ja, was ist denn das Besondere von Luft? Ich glaube, dass das
Besondere von Luft nicht, kann man gar nicht oft genug hervorheben, was ist das Besondere? Luft ist
unsichtbar, geruch und geschmacklos, hoffentlich zumindest, um uns herum ist ganz viel davon.
Dass mal die Luft ausgeht, da gibt es zwar auch so Horrorszenarien, aber eher geht uns das Wasser
als die Luft aus. Und die Luft ist wirklich immer und unbegrenzt vorhanden, zumindest glauben wir
das immer noch. Die stört uns übrigens auch nicht. Das ist auch noch mal so ein Punkt. Wasser stört
uns unter Umständen. Wenn Sie jetzt die Bilder aus Venedig sehen, da sind Sie nicht froh, dass da
Wasser ist. Da sind Sie eher traurig drum. Sie stört uns nicht die Luft, wir können aber auch nicht
auf sie verzichten. Und das finde ich auch ganz wichtig und das merkt man auch wieder. Luft ist
was eigentlich dann doch sehr Emotionales in der Betrachtung, gerade in der leihenhaften Betrachtung.
Und wenn man mal zum Beispiel guckt, wie extrem dieses Thema Luftschadstoffe vor knapp einem Jahr
in Deutschland diskutiert wurde und durch die Medien ging, da gab es auch einen sehr streitbaren
Presenters
PD Dr. Florian Fuchs
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:42:15 Min
Aufnahmedatum
2019-11-13
Hochgeladen am
2019-11-16 16:45:15
Sprache
de-DE